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Krefelder Fairkehr Bilanz 2021

By 21. März 2022No Comments

Fairkehr arbeitet weiter an mehr Sicherheit für Kinder auf den Straßen – Neuer Fokus der Initiative auf Verkehrswegen in der Freizeit

Die Initia­ti­ve Kre­fel­der Fair­kehr wird in Zukunft einen beson­de­ren Fokus auf das Ver­kehrs­ver­hal­ten von Kin­dern in der Frei­zeit legen. In einer gemein­sa­men Pres­se­kon­fe­renz im Rat­haus haben Stadt­ver­wal­tung, Poli­zei und Ver­kehrs­wacht über die Unfall­zah­len mit Kin­dern unter 14 Jah­ren in 2021 berich­tet. Eines der Ergeb­nis­se der Zah­len­aus­wer­tung durch die Poli­zei: Kin­der ver­un­glück­ten im ver­gan­ge­nen Jahr ten­den­zi­ell nach­mit­tags häu­fi­ger als mor­gens. „Das ist für uns ein Indiz, dass es oft kei­ne Schul­weg­un­fäl­le sind, son­dern Unfäl­le wäh­rend der Frei­zeit“, sagt Vere­na Fischer, Lei­te­rin der Direk­ti­on Ver­kehr bei der Kre­fel­der Poli­zei. Sie konn­te die­se Ent­wick­lung auch an der detail­lier­ten Sta­tis­tik deut­lich machen, die die Poli­zei erstellt hat. Von den ins­ge­samt 73 Unfäl­len gescha­hen 32 (43,8 Pro­zent) im Zeit­raum von 15 bis 19 Uhr. 23 Kin­der wur­den als Fuß­gän­ger ver­letzt, 17 als Mit­fah­ren­de im Pkw, und 29 auf dem Fahrrad.

Die 1999 gegrün­de­te Kre­fel­der Initia­ti­ve Fair­kehr hat das Ziel, den Stra­ßen­ver­kehr für Kin­der siche­rer zu machen. Auch im ver­gan­ge­nen Jahr sind dazu vie­le Maß­nah­men und Aktio­nen erfolgt. So gab es eine punk­tu­el­le ver­kehrs­be­ru­hi­gen­de Maß­nah­me zur Schul­weg­si­che­rung an der Süd­stra­ße und an der Brahms­stra­ße wur­de für die Bis­marck­schu­le eine Eltern­hal­le ein­ge­rich­tet. Wich­ti­ges Ele­ment ist auch die monat­li­che Ver­kehrs­schau zur Ver­bes­se­rung der Ver­kehrs­si­cher­heit. Meh­re­re Aktio­nen mit prä­ven­ti­vem Cha­rak­ter wur­den ange­bo­ten: Eine neue Bro­schü­re an Eltern der Vor­schul­kin­der wur­de auf­ge­legt, die Pup­pen­büh­ne der Ver­kehrs­wacht kam in den Grund­schu­len zum Ein­satz, Kin­der­stadt­plä­ne und Schul­weg­plä­ne wur­den aktua­li­siert und es gab eine Akti­on „Sicher­heit und Gesund­heit im Ver­kehr“ im Zuge der Euro­päi­schen Mobi­li­täts­wo­che im Frei­zeit­zen­trum Süd. Die Poli­zei bie­tet an Kin­der­gär­ten und Schu­len ihr Ver­kehrs­si­cher­heits­trai­ning an, an den Grund­schu­len gibt es das Fahrradtraining.

Hans Hamest­uk, Lei­ter des Arbeits­krei­ses Ver­kehrs­si­cher­heit für Kin­der in der Stadt­ver­wal­tung, und Micha­el Hüls­mann, Geschäfts­füh­rer der Initia­ti­ve Kre­fel­der Fair­kehr, berich­te­ten über die Detail­zah­len. „Wir ver­zeich­nen einen gene­rel­len Rück­gang bei der Zahl der ver­letz­ten Kin­der“, sag­te Hans Hamest­uk. So wur­den ins­ge­samt 73 Kin­der in 2021 bei Unfäl­len ver­letzt. Zum Ver­gleich: 1999 waren es 169 Kin­der, im Jahr 2019 ins­ge­samt 100 Kin­der, im Coro­na-Jahr 2020 ins­ge­samt 69 Kin­der.  Der Monats­ver­gleich in 2021 zeigt, dass die meis­ten Kin­der im Sep­tem­ber (16) ver­un­glück­ten, dem­ge­gen­über waren es bei­spiels­wei­se in den Mona­ten Febru­ar, Novem­ber und Dezem­ber nur jeweils zwei Kin­der. Bei der Auf­tei­lung auf die Wochen­ta­ge zeigt sich, dass die Unfall­zah­len mit Kin­der beson­ders sonn­tags deut­lich zurück­ge­hen. Nur 5,97 Pro­zent der Unfäl­le ereig­nen sich sonn­tags, wohin­ge­gen diens­tags (20,9 Pro­zent) und sams­tags (17,91 Pro­zent) beson­ders vie­le Unfäl­le mit Kin­dern zu ver­zeich­nen sind.

Die über­wie­gen­de Zahl der Kin­der ver­un­glückt als akti­ver Ver­kehrs­teil­neh­mer, also nicht als Bei­fah­rer im Auto, son­dern als akti­ver Fuß­gän­ger oder Rad­fah­rer. Von den 73 ver­un­glück­ten Kin­dern waren 52 im Jahr 2021 akti­ve, 21 waren pas­si­ve Ver­kehrs­teil­neh­mer. Die­se Ten­denz deckt sich mit den Vor­jah­ren, wo der Anteil der akti­ven Ver­kehrs­teil­neh­mer unter den ver­un­glück­ten Kin­dern eben­falls höher war. Der über­wie­gen­de Teil der Kin­der­un­fäl­le hat nur leich­te Ver­let­zun­gen zur Fol­ge. „Auch ein Unfall mit einer Schram­me gilt als leich­ter Unfall“, erläu­ter­te Poli­zei-Direk­to­rin Vere­na Fischer, die erfreu­li­ches berich­ten konn­te: „Seit vier Jah­ren gab es kei­nen Unfall mehr mit Todes­fol­ge bei einem Kind in Kre­feld.“ Von den 73 Kin­der­un­fäl­len mit Ver­let­zungs­fol­ge fie­len 64 in die Kate­go­rie „leich­te Ver­let­zung“, neun Kin­der wur­den schwer ver­letzt. Zum Ver­gleich: 2017 wur­den bei 95 Unfäl­len mit Ver­let­zungs­fol­ge 77 leicht ver­letzt, 17 schwer, und ein Kind verstarb.

Deut­li­che Unter­schie­de bei den Unfäl­len mit ver­letz­ten Kin­dern gibt es auch hin­sicht­lich der Geschlech­ter­ver­tei­lung. So ver­un­glück­ten 47 Jun­gen in 2021, aber nur 26 Mädchen.

Einen Aus­blick nahm dann Hans Hamest­uk vor. So wird die Initia­ti­ve Fair­kehr eine Unter­su­chung der Ver­kehrs­we­ge im Frei­zeit­be­reich bei Kin­dern vor­neh­men las­sen kön­nen. Im Lan­des-Wett­be­werb „Vor­an­kom­men NRW“ hat­te Initia­ti­ve eine Bewil­li­gung mit För­der­gel­dern für eine Stu­die der Uni Wup­per­tal erhal­ten. Auf Basis die­ser Unter­su­chun­gen soll die Frei­zeit­mo­bi­li­tät der Kin­der siche­rer wer­den. NRW-Ver­kehrs­mi­nis­te­rin Ina Bran­des hat die För­der­ur­kun­de über­ge­ben. Die Kos­ten für die groß ange­leg­te Stu­die belau­fen sich auf 160.500 Euro, die Fördersumme
des Lan­des liegt bei 80 Pro­zent (128.400 Euro). Ziel des Vor­ha­bens ist es, neue Hand­lungs­fel­der für die Kre­fel­der Ver­kehrs­si­cher­heits­ar­beit zu ermit­teln und die Zahl der Unfäl­le mit Kin­dern zu sen­ken. Frei­zeit­mo­bi­li­tät von Kin­dern ist bis­her kaum erforscht. In der Stu­die soll ein Metho­den­mix ange­wandt werden:
Befra­gun­gen, Beob­ach­tun­gen, digi­ta­le und ana­lo­ge Ansät­ze im Feld der Frei­zeit­mo­bi­li­tät und Ver­kehrs­si­cher­heit wer­den vor­ge­nom­men. Die Stu­die ist modell­haft und soll auch in ande­ren Städ­ten Schluss­fol­ge­run­gen erlau­ben. Es soll auch ein Abgleich mit bun­des­wei­ten Erkennt­nis­sen erfol­gen, um auf die­sem Weg gene­rel­le Aus­sa­gen zum Mobi­li­täts­ver­hal­ten von Kin­dern im Schul- und Frei­zeit­ver­kehr zu erlangen.

Für die Ver­kehrs­wacht stell­te Geschäfts­füh­rer Rai­ner Beh­rens die wesent­li­chen Punk­te her­aus. Die Ver­kehrs­wacht lege bei ihrer Infor­ma­ti­on an die Kin­der einen beson­de­ren Schwer­punkt auf das The­ma Toter Win­kel, und dies schon seit eini­ger Zeit. „Das ist einer unse­rer beson­de­ren Hand­lungs­schwer­punk­te, wir hat­ten zum Glück seit län­ge­rem kei­nen sol­chen Unfall mehr in Kre­feld mit Kin­dern.“ In Pan­de­mie­zei­ten sei auch der Ein­satz der App „Kim und Luis“ zur Ver­kehrs­er­zie­hung inten­si­viert wor­den, berich­te­te Rai­ner Beh­rens, der die Geschäfts­füh­rung in die­sem Jahr an sei­nen Stell­ver­tre­ter Manu­el Töb­ben abgibt. Beh­rens ist einer der Initia­to­ren von Fair­kehr und blick­te in sei­ner letz­ten Pres­se­kon­fe­renz in der Funk­ti­on als Geschäfts­füh­rer auf die Initia­ti­ve Fair­kehr zurück. „Der Erfolg von Fair­kehr ist, dass wir das wich­ti­ge The­ma Kin­der­un­fäl­le auf so lan­ger Stre­cke beglei­tet haben. Ich bin sehr zuver­sicht­lich, dass die­se Erfolgs­ge­schich­te auch mit den neu­en Akteu­ren weitergeht.“

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