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Gefahrenquelle Elterntaxis

By 27. Januar 2022No Comments

Der vermeintlich sichere Weg zur Schule

Ein gewöhn­li­cher Mon­tag­mor­gen im Herbst. Vor vie­len Schu­len in Frank­furt am Main spie­len sich Sze­nen ab, die dem mor­gend­li­chen Berufs­ver­kehr in der Stadt Kon­kur­renz machen. Ein wir­res Durch­ein­an­der von her­an­fah­ren­den Autos, blen­den­den Schein­erfern, blo­ckier­ten Geh­we­gen und Kin­dern, die zwi­schen den Autos über die Stra­ße huschen, offen­bart die Aus­wir­kun­gen des elter­li­chen Bring-Ser­vices zur Schu­le. Einer wis­sen­schaft­li­chen Stu­die des ADAC und der Uni Wup­per­tal zufol­ge, ist es gefähr­li­cher, sein Kind mit dem Auto zur Schu­le zu brin­gen, als es allei­ne zu Fuß gehen zu lassen.

Ein Risi­ko für alle
„Vie­len Eltern ist gar nicht bewusst, dass es häu­fig auf dem Weg zur Schu­le Unfäl­le gibt und zwar nicht zu Fuß, son­dern mit Kin­dern als Mit­fah­rer“, weiß Rai­ner Michae­lis, der Lei­ter der Abtei­lung Ver­kehrs­si­cher­heit beim Stra­ßen­ver­kehrs­amt der Stadt Frank­furt. Er hat im Zuge eines Pro­jek­tes für mehr Sicher­heit auf dem Schul­weg an einem über­spitz­ten Kurz­film mit­ge­ar­bei­tet, der auf die­ses Risi­ko hin­wei­sen soll. Ein Fak­tor dabei ist Eile, da es mor­gens schnell gehen muss und vie­le Kin­der erst weni­ge Minu­ten vor Schul­be­ginn direkt am Schul­ein­gang abge­setzt wer­den. Dadurch kommt es in Schul­nä­he oft zu Geschwin­dig­keits­über­schrei­tun­gen und dich­tem Ver­kehr. Laut Michae­lis besteht ein wei­te­res Risi­ko dar­in, dass Kin­der häu­fig nicht ange­schnallt oder in den rich­ti­gen Rück­hal­te­ein­rich­tun­gen gesi­chert sind. Beim Abset­zen des Kin­des hal­ten Eltern oft an unge­eig­ne­ten Stel­len, wie bei­spiels­wei­se dem Geh­weg, und die Kin­der stei­gen nicht auf der Sei­te des Bür­ger­stei­ges, son­dern auf der Fahr­bahn­sei­te aus. Anschlie­ßen­de Wen­de­ma­nö­ver machen den Bereich vor der Schu­le nicht nur für das eige­ne Kind, son­dern auch für wei­te­re Ver­kehrs­teil­neh­mer und Schul­ka­me­ra­den, die zu Fuß unter­wegs sind, zu einer Gefahrenquelle.

Fes­te Regeln und Rücksicht
Wenn Schu­len weit vom eige­nen Wohn­ort ent­fernt sind und es kei­ne direk­te Bus­ver­bin­dung gibt, bleibt Eltern oft nichts ande­res übrig, als ihr Kind mor­gens mit dem Auto zu fah­ren. Vie­le kom­bi­nie­ren das auch mit ihrem Weg zur Arbeit. In dem Fall soll­ten Eltern, so Michae­lis, aber zumin­dest die Regeln ein­hal­ten. Dazu gehört recht­zei­ti­ges Los­fah­ren, einen Kin­der­sitz zu benut­zen und das Kind immer anzu­schnal­len. Die­se Regeln sind den meis­ten Eltern auch eigent­lich klar. Stress und Eile füh­ren jedoch dazu, dass man­che Eltern ihre Kin­der unbe­wusst in Gefah­ren­si­tua­tio­nen brin­gen. Die bes­te Ver­kehrs­re­gel ist für den Lei­ter der Ver­kehrs­si­cher­heit die gegen­sei­ti­ge Rück­sicht­nah­me: „Egal ob man zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Fahr­rad unter­wegs ist, mit ein biss­chen Rück­sicht kommt man ein gan­zes Stück wei­ter“, sagt Michaelis.

Vor­schlag Elternhaltestellen
Da Unfäl­le meist in unmit­tel­ba­rer Umge­bung der Schu­le pas­sie­ren, emp­fiehlt die Stu­die der Uni­ver­si­tät Wup­per­tal, spe­zi­ell aus­ge­wie­se­ne Hol- und Bring­zo­nen in Schul­nä­he ein­zu­rich­ten. Das soll ein gefahr­lo­ses Ein- und Aus­stei­gen der Kin­der ermög­li­chen und den Ver­kehr vor der Schu­le ent­zer­ren. Die­se Opti­on hält Michae­lis zwar für sinn­voll, er merkt jedoch an: „Gera­de in Groß­städ­ten, die vom Ver­kehr und der Park­si­tua­ti­on ziem­lich ver­dich­tet sind, wird es schwie­rig sein, geeig­ne­te Stel­len zu fin­den.“ Hal­te­buch­ten müss­ten zwei­mal täg­lich für 15 bis 30 Minu­ten zum Brin­gen und Abho­len frei­ge­hal­ten wer­den. Trotz Hin­weis­schil­der müs­se man damit rech­nen, dass die Zonen von frem­den Fahr­zeu­gen besetzt sind. Zudem müss­ten Eltern die Zonen auch wirk­lich in Anspruch neh­men. Michae­lis berich­tet von einer Eltern­hal­te­stel­le, die bei einem Neu­bau in Frank­furt auf dem Schul­ge­län­de ein­ge­rich­tet wur­de und spä­ter von den Eltern kaum genutzt wurde.

Die bes­te Alter­na­ti­ve: zu Fuß gehen
Einen siche­ren Schul­weg kann man ler­nen. In eini­gen Städ­ten kom­men Poli­zis­ten ein hal­bes Jahr vor der Ein­schu­lung in den Kin­der­gar­ten und zei­gen den Kin­dern das rich­ti­ge Ver­hal­ten im Stra­ßen­ver­kehr. Hier betont Michae­lis, dass es das Wich­tigs­te ist, auch die Eltern nach Mög­lich­keit mit ein­zu­be­zie­hen. „Eltern sol­len sich ihrer Vor­bild­funk­ti­on bewusst sein“, meint er. Dazu soll­ten sie den Schul­weg mit ihren Kin­dern prak­tisch üben. Im Hin­blick auf die Gefah­ren, die von dunk­len Jah­res­zei­ten aus­ge­hen, kann man Kin­der mit Refle­xi­ons­bän­dern für ande­re sicht­bar machen. Auch Schul­weg­plä­ne, die Schu­len von ihrer Umge­bung zur Ver­fü­gung stel­len, kön­nen bei der Vor­be­rei­tung hel­fen. Neben der stei­gen­den Selbst­stän­dig­keit sieht Michae­lis wei­te­re Vor­tei­le: „Wenn Kin­der mit Freun­den zur Schu­le gelau­fen sind, dann haben sie geschwätzt und was erlebt, dann kom­men sie in die Schu­le und kön­nen sich bes­ser kon­zen­trie­ren.“ Auch „Wal­king-Bus­se“ kön­nen den Schul­weg zu Fuß siche­rer gestal­ten. Das sind soge­nann­te Abhol­ket­ten, bei denen zwei bis vier Erwach­se­ne sechs bis acht Kin­der zur Schu­le beglei­ten. Rai­ner Michae­lis ist sich sicher: „Es gibt immer Mög­lich­kei­ten, wenn man denkt, der Schul­weg sei nicht sicher.“

Auf der Sei­te www​.poli​zei​-dein​-part​ner​.de fin­den Sie vie­le wei­te­re The­men und Berich­te zum rich­ti­gen Umgang und Ver­hal­ten im Stra­ßen­ver­kehr. Beson­ders zur kor­rek­ten Ver­kehrs­er­zie­hung für Kin­der und Jugendliche.

(Gewerk­schaft der Polizei)

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