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Kinder verunglücken meist in der Freizeit

By 21. März 2022No Comments

Kinder verunglücken meist in der Freizeit,
Rheinische Post 16. März 2022

Krefeld. Die meisten Unfälle mit Kindern passieren nicht mehr auf dem Schulweg. Das zeigt die Bilanz der Polizei zur Aktion „Fairkehr“. 73 Kinder sind 2021 im Verkehr verletzt worden. Was Eltern tun können, um die Zahlen zu senken. (Sven Schalljo)

Krefelder Fairkehr - Bilanz 2021

Sie stellten die Zahlen vor: Michael Hülsmann, Hans Hamestuk (beide Verkehrssicherheit), Rainer Behrens (Verkehrswacht), Dagmar Moseler (Führungsstelle Verkehr), Manuel Többen (Verkehrswacht),Verena Fischer (Direktion Verkehr) Foto: Sven Schalljo

Die Aktion Krefelder Fairkehr bleibt ein Erfolgskonzept. Seit Jahren haben sich die Unfälle mit Kindern (14 Jahre und jünger) auf rund der Hälfte des Wertes eingependelt, den die Statistik im Jahre 1999, zum Start der Initiative, auswies. 73 Unfälle waren es im Jahr 2021. Der bis dato letzte tödliche Unfall hatte sich vor gut vier Jahren, im Jahr 2017 an der Gladbacher Straße ereignet. Das aber ist den Verantwortlichen nicht genug. Sie wollen eine weitere Reduzierung erreichen.

„Wir schauen uns die Zahlen zunehmend differenziert an, um weitere Wege zu finden, die Sicherheit für unsere jüngsten Verkehrsteilnehmer zu verbessern“, sagt Verena Fischer, die Leiterin der Direktion Verkehr bei der Polizei Krefeld. Erfreulich ist auch, dass die Schwere der Verletzungen rückläufig ist. Nur neun der 73 Kinder wurden als schwer verletzt eingestuft. „Allerdings gilt es auch hier, zu differenzieren. Am Ende ist jedes Kind, das mindestens eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus bleibt, schwer verletzt. Manchmal aber handelt es sich dabei um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich möchte das ausdrücklich nicht bagatellisieren, aber der Begriff sorgt dennoch manchmal für ein falsches Bild“, erläutert die Expertin.

Zunehmend rückt nun der sogenannte Freizeitverkehr in den Fokus. Die Sicherheit auf Schulwegen wurde durch Fairkehr so weit verbessert, dass hier mittlerweile der Unfallschwerpunkt liegt. Um Mittel und Wege zu identifizieren, hier bessere Lösungen zu schaffen, soll nun das Forschungsprojekt mit der Universität Wuppertal Erkenntnisse liefern. „Wir haben über den Landeswettbewerb „Vorankommen NRW“ eine Förderung von 128.400 Euro erhalten. Das gesamte Forschungsprojekt kostet 160.500 Euro. Bislang ist tatsächlich der Freizeitverkehr von Kindern kaum erforscht. Hier wollen wir neue Erkenntnisse sammeln, um Maßnahmen zu identifizieren, wie wir die Unfälle weiter reduzieren können“, erläutert Hans Hamestuk, Leiter des Arbeitskreises Verkehrssicherheit im Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung der Stadt Krefeld.

Dass der Freizeitverkehr heute eine wichtige Rolle spielt, ist vor allem an den Unfallzeiten abzulesen. „Die Tageszeit, die die meisten Unfälle zeigt, ist der frühe Abend zwischen 17 und 18 Uhr. Hier waren es zehn Unfälle. Auch dass der Samstag, der kein Schultag ist, die zweitmeisten Unfälle nach dem Dienstag aufweist, ist ein Indikator“, erläutert Fischer.

Wichtig sei, die Kinder frühzeitig an Verkehr zu gewöhnen. „Wir appellieren seit Jahren an die Eltern, keine Elterntaxis zu stellen. Der Schulweg, am besten gemeinsam mit Freunden, ist eine gute Art, zu lernen, sich im Verkehr zurecht zu finden. Dabei sind Grundschulen meist fußläufig erreichbar. Bei weiterführenden Schulen ist das Rad eine gute Wahl“, sagt der scheidende Geschäftsführer der Verkehrswacht, Rainer Behrens. Auffällig seit, dass in jüngster Zeit die Kinder oft die Qualifikation zur Radfahrprüfung nicht schaffen oder dabei durchfielen. „Das war in der Anfangszeit der Aktion besser“, sagt er.

Um vor allem die schweren Unfälle mit großen Fahrzeugen – LKW oder SUV – zu verringern, wurde auch die Aktion zum toten Winkel umgestellt. „Bislang sind wir nur in weiterführende Schulen gegangen. Künftig gibt es ein angepasstes Konzept für Grundschulen. Da führen wir den Kindern mit Pappaufstellern, durch die sie schauen, spielerisch vor Augen, dass sie oft nicht gesehen werden können. Auch eine „Hausaufgabe“ gehört zum Konzept: Mit den Eltern am heimischen Fahrzeug auszuprobieren, wo man nicht zu sehen ist“, erläutert Behrens.

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(Rheinische Post 16. März 2022)