Mobilitätserziehung

Wie gut ist die Mobilitätserziehung an unseren Schulen? Die Zwischenbilanz des VCD-Schulprojektes zeigt: Es gibt noch viel zu tun.

Vor zehn Jah­ren gelang­te die Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz zu der Erkennt­nis, dass der Ver­kehr der 70er Jah­re ein ande­rer ist als der der 90er und gab eine neue Emp­feh­lung zur Ver­kehrs­er­zie­hung in der Schu­le her­aus. Sie for­der­te die stär­ke­re Ein­bin­dung von Umwelt‑, Sozi­al- und Gesund­heits­aspek­ten. Was ist in zehn Jah­ren von die­ser Emp­feh­lung im Unter­richt tat­säch­lich ange­kom­men? Die­ser Fra­ge gehen der „Ver­kehrs­club Deutsch­land“ (VCD) und das Hei­del­ber­ger Insti­tut für Ener­gie- und Umwelt­for­schung (ifeu) auf den Grund. Seit 2002 betreu­en sie gemein­sam das For­schungs­vor­ha­ben des Umwelt­bun­des­am­tes “Nach­hal­ti­ge Mobi­li­tät in der Schu­le”. Anläss­lich des Emp­feh­lungs­ge­burts­ta­ges der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz vom Juni 1994 zogen sie eine Zwischenbilanz.

“Es man­gelt nicht an Unter­richts­ma­te­ria­li­en, Kon­zep­ten und Akti­ons­ideen im Bereich der nach­hal­ti­gen Mobi­li­täts­er­zie­hung”, berich­tet Michae­la Mohr­hardt, VCD-Pro­jekt­lei­te­rin. Die Ideen sind jedoch über die Bun­des­län­der ver­streut, und bis­lang gibt es kei­nen Über­blick über die Mate­ria­li­en. Und was ist mit der kon­kre­ten Umset­zung der Ideen im Unter­richt? Ana­ly­sen der Lehr­plä­ne aller Län­der, Inter­views mit Ver­tre­tern der Kul­tus­mi­nis­te­ri­en sowie mit Exper­ten und Leh­rern haben gezeigt, dass der Umwelt- und Gesund­heits­ge­dan­ke in Ver­bin­dung mit dem The­ma Ver­kehr auch in zehn Jah­ren noch kei­nen eige­nen, fes­ten Platz im Unter­richt hat. “Hier gibt es noch viel zu tun. Ein Grund für die man­geln­de Umset­zung in der Pra­xis sind die Lehr­plä­ne, die ja die inhalt­li­che Grund­la­ge für den Unter­richt bil­den. Außer­dem hängt viel vom ein­zel­nen Enga­ge­ment der Leh­re­rin­nen und Leh­rer ab”, sagt Mohr­hardt. VCD und ifeu möch­ten des­halb im Rah­men des For­schungs­vor­ha­bens bereits aus­ge­ar­bei­te­te Lehr­plan­bau­stei­ne zusam­men­stel­len. Zusätz­lich for­dern sie, dass das The­ma Mobi­li­tät in die Leh­rer­aus­bil­dung und Fort­bil­dung inte­griert wird.

Die schu­li­sche Mobi­li­täts­er­zie­hung stößt auch häu­fig durch die Eltern an ihre Gren­zen. “Die Leh­rer müs­sen Eltern gezielt in die Akti­vi­tä­ten ein­bin­den und über Hin­ter­grün­de infor­mie­ren”, for­dert die Pro­jekt­lei­te­rin. VCD und ifeu möch­ten auch dazu Ideen und Anre­gun­gen ausarbeiten.

Seit Ende 2003 läuft die Pra­xis­pha­se des Pro­jek­tes. An zehn Modell­schu­len wer­den Kon­zep­te und Akti­ons­ideen erprobt und grund­le­gen­de Erfah­run­gen bei der Umset­zung der nach­hal­ti­gen Mobi­li­täts­er­zie­hung im Schul­all­tag gesam­melt. Eine kon­kre­te Hil­fe­stel­lung möch­te das Pro­jekt mit dem Bera­tungs­leit­fa­den für Schu­len bie­ten, der Ende des Jah­res erscheint. Inhalt des Leit­fa­dens sind orga­ni­sa­to­ri­sche und stra­te­gi­sche Tipps für die Ein­füh­rung der The­ma­tik an der Schu­le, Hil­fen für die Eltern­ar­beit, Lite­ra­tur­hin­wei­se und kon­kre­te Start­hil­fen für Akti­ons­ideen. Der Leit­fa­den wird kon­ti­nu­ier­lich durch die Zusam­men­ar­beit mit den Modell­schu­len erwei­tert, kon­kre­ti­siert und für den Pra­xis­ge­brauch optimiert.

Mehr Infor­ma­tio­nen zu dem Pro­jekt gibt es unter: www​.vcd​.org. Dort fin­den Leh­rer und Erzie­her auch eine ers­te Zusam­men­stel­lung beson­ders emp­feh­lens­wer­ter Materialien.

Kon­takt: Michae­la Mohr­hardt, Tel.: (0228) 9858516

(aus der VCD-Zeit­schrift „Fairkehr“/Nr. 4/​2004)