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Mehr verletzte Kinder bei Verkehrsunfällen in 2019

By 1. Februar 2020Januar 11th, 2021No Comments

Die Initiative Krefelder Fairkehr ist alarmiert: Nach vielen „guten Jahren“ ist im vergangenen Jahr 2019 die Zahl der verletzten Kinder nach Verkehrsunfällen auf 100 (73 in 2018) angestiegen. Dies sind zwar immer noch deutlich weniger als die 169 verletzten Kinder im Jahr 1999, als die Initiative der Stadt, der Polizei und der Verkehrswacht ihre Arbeit aufnahm, dennoch über 25 Prozent mehr als in 2018. „Es hat in den 21 Jahren immer wieder Schwankungen gegeben, diese sollte uns aber aufhorchen lassen“, sagt Michael Hülsmann, Geschäftsführer der Initiative Fairkehr. Hans Hamestuk, neuer Leiter des Arbeitskreises Verkehrssicherheit für Kinder in Krefeld, ergänzt: „Das Ergebnis zeigt uns sehr deutlich, dass es eine Daueraufgabe bleibt.“ 84 Kinder wurden in 2019 leicht verletzt, 16 schwer (das heißt, sie wurden stationär im Krankenhaus aufgenommen).

Während es in Traar, Bockum, Linn und Gellep-Stratum kaum bis gar keine Unfälle gab, stellen die südliche Innenstadt, Königshof und Fischeln einen Schwerpunkt dar. Ein Blick auf die Tageszeit zeigt, wann Kinder besonders gefährdet sind: Knapp 20 Prozent der Unfälle ereigneten sich zwischen 7 und 8 Uhr morgens sowie 16 und 17 Uhr. „Morgens müssen sich die Kinder durch den Berufsverkehr bewegen, am Nachmittag sind sie dann in ihrer Freizeit unterwegs“, erklärt Verena Fischer, die neue Leiterin der Direktion Verkehr bei der Polizei. Rund zwei Drittel der verletzten Kinder (68) waren aktive Verkehrsteilnehmer. Es sind weiterhin mehr Jungen als Mädchen verletzt worden. Der Anstieg bei den verletzten Mädchen auf 45 ist gegenüber dem Vorjahr (23) allerdings beachtlich. Auch beim Blick auf die Unfallursachen sind Entwicklungen offensichtlich: Als Geisterfahrer verletzten sich elf Kinder (2018: drei), beim unvorsichtigen Betreten der Fahrbahn waren es 23 (2018: elf).

Beim Betrachten der Unfälle werden die jeweiligen Ursachen vermerkt. Um sie besser zu analysieren, wird es nun ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Bergischen Universität Wuppertal geben. Durch die Analyse der Freizeitmobilität der Kinder sollen neue Erkenntnisse zu den Wegezwecken, der Verkehrsmittelwahl und zu den maßgeblichen Zielen in der Freizeit erlangt werden, um darauf aufbauend Maßnahmen zu ergreifen. Durch Befragungen an Schulen soll herausgefunden werden, wie Ziele in der Freizeit von Kindern aufgesucht werden. Fragen sind dabei „Werden die Wege noch eigenständig zurückgelegt zu Fuß oder mit dem Fahrrad? Oder werden Kinder heutzutage überwiegend zu den Zielen gebracht und wieder abgeholt? Welche Aktivitäten machen Kinder in Ihrer Freizeit? Werden der öffentliche Straßenraum, Wege und Plätze noch zum Verweilen/Spielen genutzt? Sind Kinder noch körperlich aktiv und mobil oder grenzen PC und Smartphones die zurückgelegten Wege deutlich ein?“ Durch anonymisierte Videobeobachtungen im Bereich der aufgesuchten Ziele soll das Verkehrsverhalten von Kindern ausgewertet werden. Dabei fragt man sich: „Warum ist der Anteil des Fehlverhaltens bei den Kindern relativ hoch, insbesondere beim Radfahren? Wird das Radfahren bis zur Radfahrprüfung noch ausreichend geübt?“

Motorische Probleme bei vielen Kindern

Darauf haben die Fairkehr-Mitstreiter schon eine Antwort parat: Immer mehr Kinder können nicht oder kaum Fahrradfahren. Fischer: „Einige lernen es noch kurz vor der Radfahr-Prüfung im ‚Hauruck-Verfahren‘, können sich dann aber nicht mehr auf die Verkehrsregeln konzentrieren. Die motorischen Missstände sind offensichtlich.“ Für Joachim Wichmann, Vorsitzender der Verkehrswacht, ein Erziehungsproblem: „Die Eltern tragen hier klar die Verantwortung. Was zu Hause versäumt wird, kann die Schule nicht aufholen, auch wenn sich die Lehrer große Mühe geben.“

Auch deswegen soll nun schon in der Kindertageseinrichtung (Kita) angesetzt werden. Eine neue Broschüre bereitet die Kinder früh vor und macht sie zu Mitgliedern in „Freddys Fairclub“. Im 16-seitigen Heft erklärt Freddy Fair, das Fairkehr-Maskottchen, auf was es ankommt. Er animiert Eltern zum Training mit ihren Kindern für die sichere Teilnahme im Straßenverkehr. Und damit die Kinder aktive Mitglieder im Club bleiben, erhalten sie einen Mobil-Pass. Hier können sie ihr Foto einkleben, ihre Kita vermerken und den zuständigen Polizisten aufschreiben. Für das Training mit der Polizei, für den Besuch der Verkehrspuppenbühne und die Teilnahme an Verkehrsübungen, dann schon in der ersten Klasse, gibt es jeweils einen Stempelaufdruck. Mit dem vollen Mobil-Pass nehmen sie abschließend an einer Verlosung teil.

Weitere Maßnahmen flankieren Broschüre und Mobil-Pass: Die Kinderstadtpläne und Schulradwegpläne werden weiter aktualisiert, der Einsatz von Freddy Fair bei Verkehrssicherheitsaktionen wird intensiviert und es soll weitere Elternhaltestellen geben. Die Puppenbühne hat ein neues Stück, die Aktionen „Toter Winkel“ und „Black Box“ werden fortgeführt und auch die monatliche Verkehrsschau zur Verbesserung der Verkehrssicherheit wird fortgesetzt.